Konzert: Monterrey-Mexico, 07.09.2002

Am vergangenen Mittwoch führte das Sinfonieorchester der UANL das erste Konzert in der Reihe „Em Mangas de Camisa“, das häufig Volksmusik und immer viele Überraschungen beinhaltet, auf.
Dieses Mal verwandelte die Aufführung von Werken und die Teilnahme von Oswaldo de Souza das Konzert buchstäblich in eine Show, die dem Publikum die Botschaft über den Gang der Zivilisation und die Entmenschlichung des Menschen brachte.
Oswaldo de Souza führte im Universitätstheater von Monterrei das Stück „Após Calipso quem virá?“ auf, eine Komposition, die Volkssprache und klassische Sprache verbindet und deren epischer Ton uns über das Schicksal der Menschheit nachdenken lässt.
Der extrovertierte Erzählstil, halb Portugiesisch, halb Spanisch, die Kleidung des Künstlers – langes, legeres, rosafarbenes Hemd und Frack – und seine Art, Geige zu spielen, weckten das Publikuminteresse.
Formelle Perkussions-Instrumente, aber auch ein Ölfass waren die Begleitung des Solisten und Autoren, der sang, erzählte, mit Gitarre und Geige interpretierte und sogar ein bisschen steppte.
Nach der Interpretation von „O boi sobre o Telhado“ von D. Milhau und „Bachianas Brasileiras no 2“ von Villa Lobos wurde das Konzert mit vier freien Stücken von Oswaldo Souza abgeschlossen. „A Vila dos Lobos“, in dem die materialistische Konsumhaltung kritisiert wird, „A volta do Índio“, das die Suche nach der eigenen Identität beschreibt, und „O Rei do Cagaço“, einer Mischung aus „Xaxado“ und klassischer Musik, boten einen interessanten Cocktail aus verschiedenen ethnischen Ausdrucksformen und Stilen.
Radko Tischavsky

BLICK-Zürich, 07. Januar 2000

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Eine Geschichte – mit Musik erzählt
Konzert mit Symphnischen Orchester Zürich: TONHALLE SAAL

Der Violinist Oswaldo Souza (38) hat Musik über Themen seiner brasilianischen Heimat für grosse Sinfonieorchester geschrieben. Ein wehmütiger Klangrausch. Gestern war die Uraufführung in Zürich.
Eigentlich ist der Brasilianer Oswaldo Souza klassisch ausgebildeter Geiger. Im Sinfonischen Orchester Zürich spielt er, was das europäische klassikrepertoire hergibt. Jetzt hat Souza im Auftrag des Orchesters eine Suite komponiert und getextet, die die Kulturen Europas und Brasiliens verbindet.
Der Text kreist um die Zerstörung der brasilianischen Natur und die lange, Unterdrückung der dortigen Indianer. Er ist poetisch, aber auch hart und engagiert. Souza spricht und singt ihn selbst, zusammen mit der Indianerin Heloisa, in Deutsch, Portugiesisch und Macuxi Sprache. Es ist die Geschichte des Indianers Calipso, der in die so genante Zivilisation kommt.
Oswaldo Souzas Musik geht aus vom Märchenballett „Ma mère l’Oye“ des französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1037) hervor. Stücke daraus verbinden seine eigenen Kompositionen.
Das klingt mal wie schwelgerische Naturbilder mit vollem Streichersound, mal wie Laute am Amazonas von Vögeln, Fröschen und anderem Getier. Ein grosses musikalisches Gedicht, meist von einem Wohlklang, der den Zuhörer richtig umgarnt und umarmt.
Für Souzas Stück „Após Calipso“ („Was kommt nach Calipso“) greifen auch die anderen Orchestermitglieder zu ungewohnten Instrumenten: Oswaldo lehrte sie, auf Konservenbüchsen brasilianische Rhythmen zu schlagen.
Oswaldo Souza benutzt ungewöhnliche Instrumente.
HANS ULI VON ERLACH