BLICK-Zürich, 07. Januar 2000

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Eine Geschichte – mit Musik erzählt
Konzert mit Symphnischen Orchester Zürich: TONHALLE SAAL

Der Violinist Oswaldo Souza (38) hat Musik über Themen seiner brasilianischen Heimat für grosse Sinfonieorchester geschrieben. Ein wehmütiger Klangrausch. Gestern war die Uraufführung in Zürich.
Eigentlich ist der Brasilianer Oswaldo Souza klassisch ausgebildeter Geiger. Im Sinfonischen Orchester Zürich spielt er, was das europäische klassikrepertoire hergibt. Jetzt hat Souza im Auftrag des Orchesters eine Suite komponiert und getextet, die die Kulturen Europas und Brasiliens verbindet.
Der Text kreist um die Zerstörung der brasilianischen Natur und die lange, Unterdrückung der dortigen Indianer. Er ist poetisch, aber auch hart und engagiert. Souza spricht und singt ihn selbst, zusammen mit der Indianerin Heloisa, in Deutsch, Portugiesisch und Macuxi Sprache. Es ist die Geschichte des Indianers Calipso, der in die so genante Zivilisation kommt.
Oswaldo Souzas Musik geht aus vom Märchenballett „Ma mère l’Oye“ des französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1037) hervor. Stücke daraus verbinden seine eigenen Kompositionen.
Das klingt mal wie schwelgerische Naturbilder mit vollem Streichersound, mal wie Laute am Amazonas von Vögeln, Fröschen und anderem Getier. Ein grosses musikalisches Gedicht, meist von einem Wohlklang, der den Zuhörer richtig umgarnt und umarmt.
Für Souzas Stück „Após Calipso“ („Was kommt nach Calipso“) greifen auch die anderen Orchestermitglieder zu ungewohnten Instrumenten: Oswaldo lehrte sie, auf Konservenbüchsen brasilianische Rhythmen zu schlagen.
Oswaldo Souza benutzt ungewöhnliche Instrumente.
HANS ULI VON ERLACH